Philharmonisches für potentielle Nachwuchs-Philharmoniker(innen)

oder: Warum ist ein Dirigent so warm angezogen?

Was bei der Generalprobe zum Kornhaus-Konzert in Ulm im Juni 2005 als kleines Experiment gedacht war, ist auf dem besten Weg, sich zum Konzept zu entwickeln: Kinder im Grundschulalter gehen auf Tuchfühlung mit Orchestermusiker(inne)n und werden so spielerisch und lustvoll in die für viele von ihnen eher wenig vertraute sinfonisch-klassische Musik und die komplexe Hörumgebung eines großen Orchesters eingebunden. Welch nachhaltigen Eindruck das Klangbad hinterließ, das zahlreiche Kinder der Wippinger Grundschule bei dieser Gelegenheit buchstäblich mitten im Orchester erleben durften, erfährt man am überzeugendsten aus ihren eigenen Schilderungen.

 

Bei der Generalprobe und dem Konzert im Juni 2009 waren im Ulmer Kornhaussaal sogar Kinder von vier verschiedenen Grundschulen anwesend. Der überaus glückliche Umstand, dass einige Lehrerinnen der Kinder aktive Ensemblemitglieder in der Jungen Philharmonie Schwaben sind, eröffnet die Möglichkeit, dass den Kindern schon geraume Zeit vor dem Konzert im Unterricht auf unterschiedlichste Art und Weise die Musik sowie Ideen, die hinter den Werken stehen, altersgerecht nahegebracht werden können. In der bewusst hörenden, selbst musizierenden und bildnerisch gestaltenden (siehe Bild links...) Auseinandersetzung mit einigen zentralen Themen des Konzertprogramms wächst die Neugier darauf, wie die Musikstücke dann "wirklich" klingen werden.

Am Konzerttag haben die Kinder mit ihren Eltern am späten Vormittag Gelegenheit, das Orchester während der Probe bei der Arbeit zu beobachten. Als Musikerzieher habe ich die Erfahrung gemacht, dass dieses Erlebnis für Kinder spannender als das eigentliche Konzert ist. Sie können sich dabei idealerweise zwischen die Instrumentalistinnen und Instrumentalisten setzen, bekommen einzelne Instrumente und Instrumentengruppen vorgeführt und dürfen, wenn sie möchten, auch einmal versuchen, ein Sinfonieorchester zu dirigieren. Beim abendlichen Konzert, das mit Rücksicht auf unser junges Publikum bereits um 18.00 Uhr beginnt, sitzen die Kinder in den vordersten Reihen - Musik wird schließlich durchaus auch über die Augen aufgenommen!

Freude an dieser Art der Begegnung hat aber auch das Ensemble: Zu sehen, wie spontan und unbefangen Kinder auf unsere Musik reagieren, ist nicht nur herzerfrischend - die unkonventionellen Frageansätze und treffenden Beobachtungen der Kinder dürfen uns sehr wohl zum Nachdenken anregen. Oft genug habe ich mich schon selbst gefragt:

Warum ist ein Dirigent eigentlich so warm angezogen ....